Erfolgreiches Jahr für die Volksbanken im Kreis Soest

Zuwächse im Kundengeschäft, 1.983 neue Mitglieder

Die aus fünf Volksbanken bestehende genossenschaftliche Bankengruppe im Kreis Soest hat das Geschäftsjahr 2018 erfolgreich beendet. Erstmalig wurde die 4-Milliarden Euro Grenze bei der Bilanzsumme überschritten.

Die fünf selbständigen Volksbanken im Kreis Soest haben ihre Marktanteile in den vergangenen Jahren erfolgreich ausgebaut. Kreisweit zeigen die Bilanzen bei den Volksbanken den gleichen Trend: Mit der Ausweitung der Ausleihungen haben sie ihr Kundengeschäft ausbauen können. Die aggregierte Bilanzsumme stieg um 5,1 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Der Bilanzgewinn betrug 7,7 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl ist um 32 auf 682 gesunken. Die Ausbildungsquote ist mit fast 10 Prozent nach wie vor hoch, allerdings hat sich die Zahl der Azubis um 11 auf 68 verringert.

Der Bestand an Kundenkrediten erreichte mit einem Plus von 7,3 Prozent einen Wert von 2,9 Milliarden Euro. „In Zeiten, in denen der Mittelstand das Gefühl hat, große Banken ziehen sich zunehmend aus der Fläche zurück, können wir unser Firmenkundengeschäft ausbauen und Marktanteile gewinnen“, erklärte Bernd Wesselbaum (Vorstandsvorsitzender der Volksbank Hellweg als Sprecher der Kreisvolksbanken) bei der Jahrespressekonferenz der Volksbanken im Kreis Soest. Sein Fazit: „Wir freuen uns über die positive Entwicklung und werten dies als Ausdruck des Vertrauens in unser mitgliederorientiertes und regional verankertes Geschäftsmodell.“ Trotz der hohen Kreditvergabe lassen die Kreisbanken offenkundig nach wie vor Vorsicht walten: „Es ist nicht zu erkennen, dass wir leichtsinnig werden“, sagte Wesselbaum und weiter: „Wir haben starke Systeme und Routinen, um die Bonität von Kreditnehmern zu bewerten. Wir können Kreditrisiken sehr genau abschätzen.“ Nach wie vor ist das Kreditgeschäft mit dem gewerblichen und privaten Mittelstand eine tragende Säule der Genossenschaftsbanken im Kreis Soest. Ein Grund für die gute Entwicklung ist die florierende Wirtschaft in der Region. Viele Unternehmen erweitern ihre Kapazitäten und investieren in ihre Produktionsanlagen. Dementsprechend positiv entwickelten sich die Zahlen im vergangenen Jahr im Firmenkundenkreditgeschäft. Aber auch das Privatkundengeschäft ist im vergangenen Jahr stark gewachsen. Beim Kreditgeschäft mit Privatkunden machte das Wohnungsbau-Kreditgeschäft wie im Vorjahr den größten Anteil aus. Grund hierfür sind die niedrigen Zinskosten, die gute Arbeitsmarktlage und die gestiegenen Einkommen, die den Erwerb von Wohneigentum fördern.

Auch die Einlagenseite konnte dazugewinnen. Die Bestände auf Giro-, Festgeld- und Sparkonten lagen mit 2,9 Milliarden Euro um 3,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Der Volksbanksprecher lobte die Sparbereitschaft der heimischen Kunden: „Die Menschen haben verstanden, dass auch in zinslosen Zeiten kein Weg am Sparen vorbei führt. Ganz im Gegenteil: Wer mit dem Sparen Altersvorsorge betreibt, muss dafür mehr denn je zur Seite legen.“ Besonders beliebt waren wieder alternative Anlageformen wie Fonds und Wertpapiere. Das ist nach Aussage Wesselbaums eine Auswirkung der niedrigen Zinsen: „Die Kunden suchen nach Alternativen. Bei den Investmentfonds gibt es gute Möglichkeiten, Geld anzulegen. „Jeder“, betonte er, „werde bei den Volksbanken individuell beraten. Wir berücksichtigen selbstverständlich die Anlagementalität unserer Kunden.“ Kryptowährungen wie Bitcoins seien zurzeit keine empfehlenswerte Geldanlagealternative. „Die Wertschwankungen sind massiv und die Risiken sind bei einer digitalen Währung aufgrund der vielen Einflussfaktoren deutlich höher als bei Aktien“, warnte der Bankensprecher.

Trotz eines guten Jahresergebnisses 2018 sind sich die Vorstände einig, dass es immer schwieriger werde, die guten Ergebnisse zu halten. „Die Folgen der Niedrigzinsphase werden für alle Kreditinstitute spürbar zunehmen“, erklärte Bernd Wesselbaum. Den Volksbanken ist es bislang gelungen, die negativen Folgen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank abzufedern. Sowohl Sparkassen als auch Genossenschaftsbanken leben hauptsächlich vom Zinsüberschuss. Und da die Zinsspanne alljährlich sinkt, bleibt ungeachtet steigender Bilanzsummen unter dem Strich weniger Zinsüberschuss übrig. Dank nachhaltiger Kosteneinsparungen konnten die Kreisvolksbanken im vergangenen Jahr ihren Bilanzgewinn leicht um 120.000 Euro auf 7,7 Millionen Euro steigern. Für die nächsten Jahre rechnen die Vorstände allerdings mit einem Abwärtstrend. „Wenn man schaut, welche Entwicklung der Betriebsergebnisse wir noch vor fünf Jahren befürchtet haben, dann ist die Prognose zum Glück so nicht eingetreten“, erklärte Bernd Wesselbaum. „Es ist uns gelungen, uns auf die niedrigen Zinsen, die erhöhte Regulatorik und die digitale Transformation einzustellen, und das sehr erfolgreich.“ Die Zinsüberschüsse werden voraussichtlich in den kommenden Jahren weiter sinken. Das wirft die Frage auf, ob und wie lang die Genossenschaftsbanken den Tiefzinsen noch trotzen können. „Ich bin insgesamt positiv gestimmt“, sagte Bernd Wesselbaum. „Wenn es uns gelingt, das Kundengeschäft weiter zu stärken und digitaler und damit effizienter zu werden, werden wir erfolgreich bleiben. Das zeigen unsere Modellrechnungen für die nächsten Jahre.“

Die Nähe zum Kunden bleibt den fünf Volksbanken auch in Zukunft wichtig. Zusammen betreuten sie am Bilanzstichtag 178.712 Kunden in insgesamt 41 personenbesetzten Filialen. Das Filialnetz steht regelmäßig auf dem Prüfstand, Fusionen sind aktuell nicht geplant. Jeder zweite Volksbank-Kunde ist auch Mitglied seiner Volksbank. 1.983 neue Mitglieder kamen im letzten Jahr hinzu, insgesamt werden die Volksbanken von 95.582 Bankteilhabern getragen. „Im letzten Jahr haben wir Friedrich Wilhelm Raiffeisens – Gründer der genossenschaftlichen Idee - 200. Geburtstag gefeiert. Da freut uns der große Zuwachs ganz besonders. Das Modell ‚Genossenschaftsbank‘ ist attraktiv wie nie zuvor“, meinte der Bankensprecher.

Für Vereine und gemeinnützige Institutionen haben die Volksbanken einen nennenswerten finanziellen Beitrag geleistet. Das belegen die Zahlen: Für Kultur, Bildung, Sport und karitative Projekte spendeten sie 772.000 Euro an Vereine und gemeinnützige Institutionen. „Die Volksbanken im Kreis Soest geben 52,7 Millionen Euro in die Region zurück. Das belegt auf ganz eindrucksvolle Weise, wie stark die Institute mit der Region verbunden sind“, kommentierte Bernd Wesselbaum die Wertschöpfung für die Region. Darin enthalten sind neben den Spenden auch die Gehälter, die Auftragsvergaben an heimische Unternehmen, die Dividendenzahlungen an die Mitglieder und die Steuern.

Kontaktloses Bezahlen mit der Girocard beliebt bei Volksbank-Kunden im Kreis Soest

Bargeldverfügungen sind rückläufig – jeder zweite Kunde erledigt Bankgeschäfte Online

Online- und Mobile-Banking sind stark im Vormarsch. Menschen im Kreis Soest zahlen zunehmend kleine Geldbeträge mit der Karte.

Ein Leben ohne Bargeld können sich die meisten Deutschen nicht vorstellen, doch die Digitalisierung macht auch im Kreis Soest nicht halt: Neue Zahlungslösungen halten nicht nur beim Online-Shopping Einzug, auch das kontaktlose Bezahlen per Smartphone ist schon in vielen Geschäften möglich.

Der Gang zum Geldautomaten ist rückläufig, das belegt die Zahl der Verfügungen im vergangenen Jahr. Minus 7,2 Prozent – Tendenz steigend, sagen die Vertreter der heimischen Volksbanken. Zum einen erklären es die Banker mit dem „Cashback“-Angebot vieler Supermärkte und Tankstellen. An der Kasse können Kunden direkt Bargeld bis zu 200 Euro mitzunehmen. Möglich ist dieser kostenlose Service ab einem Einkaufsbetrag von 20 Euro.

Zum anderen sehen die Banken den Grund darin, dass Kartenzahlungen immer beliebter werden. Selbst Beträge, die im Freundeskreis geschuldet werden, werden zunehmend bargeldlos abgewickelt. Die Funktion „Kwitt“ regelt die „Zahlung unter Freunden“. Das Bezahlprodukt der Volksbanken überzeugt mit einem einfachen Einstieg: Einmal registriert ist die intuitive Nutzung der Zahlungslösung einfach und löst nach und nach den Bargeldaustausch ab. „Auch kleine Beträge werden gern mit dem Plastikgeld beglichen“, berichtete Bernd Wesselbaum aus Gesprächen mit Einzelhändlern. Das liegt vor allem an der Girocard mit der neuen Kontaktlos-Funktion. Inzwischen hat fast jeder Volksbankkunde im Kreis eine Kontaktloskarte, mit der kleine Beträge bis 25 Euro bequem ohne Geheimnummer oder Unterschrift bezahlt werden können. Und auch das Mobile Payment mit dem Smartphone ist auf dem Vormarsch. Bereits heute haben Android Nutzer die Möglichkeit, ihre Girocard digital ins Smartphone wandern zu lassen. Mit Apple führt der Bundesverband der Volksbanken derzeit Gespräche. Ergebnisse dazu sollen bis Ende des Jahres vorliegen. „Wir sehen die Bedeutung des Mobile Payments sogar noch vor dem kontaktlosen Bezahlen mit Karte“, prognostizierte Bernd Wesselbaum die Bezahlmöglichkeiten mit Smartphone oder Smartwatch. „Bei den Händlern, die kontaktlos akzeptieren, klappt der Bezahlvorgang reibungslos. Man hält einfach das Smartphone vor das Zahlungsterminal“, so der Bankensprecher.

Generell regeln Kunden im Kreis Soest ihre Bankgeschäfte immer häufiger per Laptop, Tablet oder Smartphone. Das belegt der drastische Rückgang der beleghaften Überweisungen: innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der klassischen Überweisungsträger deutlich reduziert. Innerhalb eines Jahres beträgt der Rückgang 9 Prozent.

„Für die Zukunft der Volksbanken werden Investitionen in die Digitalisierung von großer Bedeutung sein. Wir müssen in der Lage sein, die Wünsche der Kunden auf allen Vertriebswegen zu erfüllen“, betonte Bernd Wesselbaum. Neue Wettbewerber sehen die Banken vor allem in den Internet-Giganten Google, Apple, Facebook und Amazon. Insgesamt zeigten sich die Vorstände aber optimistisch: „Nähe bleibt unser entscheidender Erfolgsfaktor – wir wollen unsere digitalen Angebote ausbauen, gleichzeitig aber auch persönlich für unsere Kunden da sein.“

Volksbanken rüsten sich für die Zukunft

Der Kunde will einfachen Service und persönliche Beratung

Filialbanken haben Zukunft, das beweisen die fünf Volksbanken im Kreis Soest mit ihrem Geschäftsmodell.

Die Volksbanken im Kreisgebiet stellen sich auf den Wandel im Kundenverhalten ein. Während der Bedarf nach kompetenter Beratung und sicherem Online-Banking steigt, sinkt die Nachfrage nach persönlichem Service bei einfachen Bankangelegenheiten wie Geld abheben oder Kontoauszüge abholen. Dennoch bekennen sich die heimischen Volksbanken zu ihrem regionalen Filialnetz. Mit der Präsenz in der Fläche und persönlicher Beratung vor Ort setzen sie ein klares Zeichen, um sich von den digitalen Konkurrenten und Großbanken zu unterscheiden. Derzeit haben die fünf Volksbanken im Kreis Soest noch 41 personenbesetzte Filialen. Eine der vier Soester Filialen wird allerdings zum 30.08.2019 schließen. Generell stellt sich die Frage, wie sich kostenintensive Filialen und Investitionen in digitale Lösungen vertragen. Aussitzen oder Abwarten ausgeschlossen – darüber sind sich die fünf Vorstandsvertreter der Kreisbanken einig und positionieren sich klar bei der Kreispressekonferenz zur zukünftigen Ausrichtung.

„Wir entwickeln unser Geschäftsmodell digital weiter und orientieren uns dabei an den Erwartungen unserer Kunden. Die wollen uns zunehmend über
E-Mail oder das Telefon kontaktieren. Beratung findet aber nach wie vor in der Filiale statt - von Mensch zu Mensch“, erklärte Bernd Wesselbaum, Sprecher der Volksbanken im Kreis Soest. „Klar ist, wo viel Frequenz ist, bleiben wir auch weiter präsent. Bei schwach frequentierten Standorten müssen wir aber konsequent nach Alternativen suchen. Videoservice könnte hier eine Lösung sein“, so Bernd Wesselbaum.

Alle fünf Banken erleben den erhöhten Wettbewerbsdruck und bieten ihren Kunden alternative Lösungen für Zahlungsverkehr, Kreditvergabe und Vermögensberatung. Trotz alledem wollen sie die Präsenz in der Fläche nicht aufgeben. „Unsere Marke steht für hohe Qualität, persönliche Beratung und regionale Verbundenheit. Die Menschen vertrauen uns, das zeigen die Wachstumszahlen der letzten Jahre. Wir werden den Service weiter digitalisieren und die Beratung intensivieren“, sagte Bernd Wesselbaum. Dort, wo die Kunden sind, wollen sich die Banken optimal aufstellen. Das Nutzungsverhalten ihrer Kunden entscheidet über die Struktur des Beratungs- und Serviceangebots der Bank mit. „Wir glauben nicht, dass unsere Kunden künftig alles online machen möchten und keine Filiale mehr benötigen. Wir sehen in der Verzahnung unserer Filialen mit der digitalen Welt unser Geschäftsmodell der Zukunft“, meinte der Sprecher der Volksbanken.

Die Volksbanken setzen auf eine breitere Erreichbarkeit über neue Zugangswege zur Bank. Video-Telefonie und Chat werden in den nächsten Jahren die bekannten Wege ergänzen und zu einer Ausweitung der Servicezeiten führen. Umsetzungsprojekte sind dazu in den Banken bereits gestartet. Die Vorstände der Kreisbanken sind sich sicher, dass die Filiale der Zukunft weniger Ort für reine Abwicklungsaufgaben und Transaktionen sein wird, sondern Ort intensiver, persönlicher Beratung.

von links nach rechts:
Herbert Hölting (VB Störmede-Hörste), Bernd Wesselbaum (VB Hellweg), Stefan Hoffmann (VB Beckum-Lippstadt), Holger Georg Schwarz (VB Wickede), Hans-Georg Funke (VB Anröchte)